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Sollen Schüler Hitlers „Mein Kampf“ lesen?

Veröffentlicht am 20.01.2016 in Bildung

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Ein Leserbrief von Wilfried Seiring

Erstmals seit dem 2. Weltkrieg ist Hitlers Kampfschrift wieder für jedermann zu haben. Das Erlöschen des Urheberrechts macht es möglich, dass 800 Seiten der Original-Hetzschrift des Nationalsozialismus wieder nachlesbar sind – angereichert durch mehr als 3500 kluge Anmerkungen der Wissenschaftler des Instituts für Zeitgeschichte. Ob dadurch das ideologische Gift immunisiert wird, bleibt für mich zweifelhaft; allerdings hat das zweibändige Werk nun 1948 Seiten und kostet 59 Euro – eine gewisse Barriere für den Unterricht.

Überraschend hat die Bundesbildungsministerin Johanna Wanka (CDU) den Einsatz der kommentierten Neuausgabe ebenso empfohlen wie der brandenburgische Bildungsminister Günter Baaske (SPD), und auch der Deutsche Lehrerverband hat sich für eine Nutzung im Unterricht ausgesprochen. Ist das bedenklich, wird sich mancher fragen. Ist der Text vielleicht sogar gefährlich für jugendliche Leser?

Jeder Pädagoge weiß – und erfahrene Eltern wissen es auch – was verboten ist, hat einen besonderen Reiz. Da man den Zugang über Bibliotheken nicht verhindern kann, sind das Gespräch darüber und eine von ausgebildeten Geschichtslehrern begleitete Lektüre wohl tatsächlich eher zu begrüßen. Sicher kann sich jeder vorstellen, dass Wälzer in diesem Umfang Jugendlichen nicht zugemutet werden. Und natürlich sind diese Texte auch nicht erforderlich, wenn einzelne Themenbereiche im Unterricht besprochen werden.

Entscheidend in diesem Zusammenhang ist, dass Schüler im Laufe ihrer Schulzeit die Kompetenz erwerben, historische Quellen zu untersuchen, dass sie Perspektiven historisch richtig einordnen, Personen und Gruppen, deren Ziele in der Geschichte korrekt beschreiben können und deren Aussagekraft sowohl mit dem Blick auf deren Zeit als auch im Hinblick auf unsere Gegenwart erklären können. Das dürfte in den Klassen 9 und 10 erst zum Thema „Von der Demokratie zur Diktatur“ und bei Längsschnitten sinnvoll sein, und hier könnte, muss aber nicht, das kommentierte Werk eingesetzt werden. Bei dem Thema „Ideologie und Herrschaft des Nationalsozialismus“ erwerben die Schüler gem. Lehrplan „Kenntnisse über ideologische Grundlagen und Strukturen der nationalsozialistischen Herrschaft“. Das war bisher ohne „Mein Kampf“ vermittelbar, und ich bin überzeugt, dass die Lehrkräfte auch künftig angesichts der guten Materiallage, der Chancen Gedenkstätten und Museen zu besuchen ohne dieses Nazi-Machwerk auskommen werden. Ich habe gute Erfahrungen mit dem Einsatz des „Tagebuchs der Anne Frank“ gemacht, die Unterrichtsziele werden auch durch den Film „Nackt unter Wölfen“ erreicht. Unsere Schulen besitzen bereits eine breite Palette guter Medien zum Thema.

Wichtiger als diese Streitfrage um die Verwendung der Nazi-Texte ist die Vermittlung einer demokratischen Haltung, einer friedfertigen und toleranten Einstellung. Unsere Schule soll selbständig denkende und verantwortungsbewusst handelnde Menschen entlassen, die bereit sind, sich in der Gemeinschaft zu engagieren und allen totalitären Bestrebungen aktiven Widerstand entgegen zu bringen.

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